Gebetsmeinung von Franziskus als Videobotschaft

Vom Vatikan wurde mitgeteilt, dass die „päpstlichen Gebetsmeinungen“ in Zukunft nicht nur schriftlich formuliert, sondern regelmäßig auch als Videobotschaft bereitgestellt werden sollen.
In der ersten dieser Videobotschaften geht es nun im Januar 2016 darum, „dass der aufrichtige Dialog zwischen Männern und Frauen der verschiedenen Religionen Früchte des Friedens und der Gerechtigkeit hervorbringe.“
Die von den Personen in diesem Video gesprochenen Texte lauten:
Franziskus: „Der größte Teil der Erdbevölkerung bezeichnet sich als gläubig. Diese Tatsache sollte zu einem Dialog zwischen den Religionen ermuntern.
Wir dürfen nicht aufhören, dafür zu beten, und mit denen zusammenzuarbeiten, die anders denken.“
Rinchen Kandro, Lama, Buddhistin: „Ich setze mein Vertrauen auf Buddha.“
Daniel Goldman, Rabbiner, Jude: „Ich glaube an Gott.“
Guillermo Marcó, katholischer Priester: „Ich glaube an Jesus Christus.“
Omar Abboud, islamische Führungsperson: „Ich glaube an Gott, Allah.“
Franziskus: „Viele denken anders, fühlen anders, sie suchen und finden Gott auf unterschiedliche Weise. In dieser Vielfalt, in dieser Auffächerung der Religionen, gibt es eine einzige Gewissheit, an der wir für alle festhalten: Wir alle sind Kinder Gottes.“
Buddhistin: „Ich glaube an die Liebe.“
Jude: „Ich glaube an die Liebe.“
Moslem: „Ich glaube an die Liebe.“
Katholik: „Ich glaube an die Liebe.“
Franziskus: „Ich baue auf euch, um mein Anliegen für diesen Monat zu verbreiten: ‚Dass der aufrichtige Dialog zwischen Männern und Frauen der verschiedenen Religionen Früchte des Friedens und der Gerechtigkeit hervorbringe.’ Ich vertraue auf dein Gebet!“
(Der katholische Priester hält ein Jesuskind, der Moslem eine Gebetsschnur, die Buddhistin eine Buddhastatue, der Jude einen siebenarmigen Leuchter).
Verbreitet wird das Video von: Weltweites Gebetsnetzwerk des Papstes, 2016, Jahr der Barmherzigkeit. (http://www.dasvideovompapst.org)
Das verstörende an diesem Video liegt darin, dass einfach verschiedene Religionsbekenntnisse nebeneinander gestellt werden und dann nur gesagt wird, dass Menschen Gott auf unterschiedliche Weise suchen und finden.
Es entsteht der Eindruck, dass man Gott auch ohne Jesus Christus suchen und finden könne. Es wird auch gar nicht als Anliegen in Erwägung gezogen, dass die Menschen Christus finden mögen oder sollen. Wäre aber nicht dies das eigentliche Anliegen, um das Christen ringen und dementsprechend auch beten sollten? Denn der Auftrag Christi an uns alle lautet nicht: „Führt mit allen Menschen Dialoge“, sondern: „Geht hin und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und alles halten lehrt, was ich euch geboten habe!“ (Mt. 28,19f.). Jeder Dialog ist für einen Jünger Christi immer auch Mission.
Denn erst in Christus und im Heiligen Geist kann der Mensch wirklich Gott finden, kann er wirklich der Liebe Gottes begegnen und in Seiner Gnade auch die Liebe Gottes wirklich verstehen und erwidern.
Es ist zwar richtig und wichtig, dass Menschen an die Liebe glauben, ja es ist schon der Anfang des Heiles und eine Gnade des Heiligen Geistes, Gottes Liebe zu suchen und zu verehren, denn Gott ist Liebe, wie es der christliche Glaube ganz klar bekennt.
Doch ohne die wahre Offenbarung der Liebe Gottes, die uns Jesus bis hin zu Seinem furchtbaren und doch so erlösenden Tod am Kreuz gezeigt hat, nützt das Wort „Liebe“ nicht viel, das erleben wir sehr deutlich heute, da es ja bekanntermaßen selbst Terroristen im Mund führen, die ihre Terrorakte ja angeblich aus Liebe zu ihrem „Gott“ und ihrer „Religion“ ausführen zu müssen meinen!
Gerade in unserer Zeit wird uns doch klar vor Augen geführt, dass die angebliche „Liebe“, von der viele sprechen, ohne die Offenbarung der Liebe Gottes in Seinem Sohn Jesus Christus letztlich vielen Missdeutungen und missbräuchlichem Wortgebrauch unterworfen ist. Sehen wir nicht gerade in unserer Zeit immer deutlicher, dass nicht alle Religionen gleich, nützlich oder friedlich sind, wie es Modernisten den Menschen so gerne weismachen wollen?
Religion ist nur dann ein Segen für den Einzelnen wie für die ganze Menschheit, wenn sie wirklich vom wahren Gott ausgeht und zum wahren Gott, unserem Schöpfer und liebenden Erlöser, hinführt!
Es ist deshalb auch zumindest sehr missverständlich, wenn man ohne weiteren Kommentar sagt, wir alle seien in Wahrheit „Kinder Gottes“. Man kann dies zwar in dem Sinn verstehen, dass wir alle von Gott geschaffen sind.
Doch von unserer Seite aus gesehen sollte uns immer klar bleiben, dass wir seit Adam und Eva aus uns selbst wegen unserer Sündenverfallenheit und unserer Abkehr von Gottes Liebe gar nicht mehr würdig sind, uns in diesem Zustand der Abwendung als wirkliche „Kinder Gottes“ rühmen zu dürfen. Es sind nicht wir, die diesen Ehrentitel oder dieses Vorrecht für uns reklamieren können, sondern es ist Seine Gnade, die uns ruft und fähig macht, trotz unserer Sünden wieder den Weg wahrer Kinder Gottes gehen zu können, zu dem uns Jesus Christus in Seiner Liebe beruft! Zu wahren Kindern Gottes werden wir nur durch den uns in der heiligen Taufe geschenkten Heiligen Geist, wie der heilige Paulus mit Recht hervorhebt: „Alle, die sich vom Geiste Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes… Ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: ‚Abba, Vater!’“ (Röm. 8,14f.). Wahre Kindschaft Gottes erfordert also Gnade und Bekehrung (die bei unüberwindlichem Irrtum wenigstens dem einschlussweisen Verlangen nach vorhanden sein muss)!
Der Dialog mit Andersdenkenden und -glaubenden kann im Sinn des Einsatzes für Frieden und Gerechtigkeit notwendig und geboten sein, indem er an die in der Vernunft jedes Menschen niedergelegte Ebenbildlichkeit Gottes appelliert, die einen Rest an natürlicher Wahrheits- und Liebesfähigkeit im Menschen ermöglicht.
Aber so zu tun, als ob durch Dialog allein und die einfache Nebeneinanderstellung von Religionen ohne wahre Bekehrung und ohne Hinwendung zu Jesus Christus, ohne durch den Heiligen Geist zur Wahrheit geführte und in Seiner Liebe umgestaltete Herzen, die eigentlichen und entscheidenden Früchte „des Friedens und der Gerechtigkeit“ für die Menschheit zu erwarten wären, bleibt eine freimaurerische Irreführung, die nicht nur durch Jesus Christus, sondern durch die Wirklichkeit selbst widerlegt wird und der Christen deshalb nicht folgen und die sie auch nicht leichtfertig durch Worte und Taten verharmlosen oder nahelegen sollten!
Ein solches Nahelegen der Beliebigkeit und Gleichartigkeit aller Religionen wird durch das Video aber leider in der Oberflächlichkeit der Darstellung vermittelt!
Guiseppe Nardi beschreibt in einem Artikel den Eifer früherer Missionare und ihre Bemühung, den Menschen das Heil in Christus zu bringen und zu verkünden (http://www.katholisches.info/2016/01/29/the-revenant-missionseifer-bis-zur-wasserscheide-konzil), und zitiert eine Kritik eines heute 87jährigen Missionars, Pater Piero Gheddo (PIME), der selbst an der Redaktion des Konzilsdekretes Ad Gentes über die Missionstätigkeit der Kirche noch mitgearbeitet hatte und der schon damals „ein seltsames Desinteresse an der Mission durch etliche westliche Bischöfe“ bemerkte. Pater Gheddo schrieb:
„Nach dem Konzil wurde der religiöse Auftrag zu evangelisieren auf soziales Engagement reduziert: wichtig sei es, den Nächsten zu lieben und Gutes zu tun, so als wäre die Kirche eine Hilfsorganisation, um soziale Ungerechtigkeit oder gesellschaftliche Übel zu beseitigen. Parallel war die ‚wissenschaftliche‘ Analyse des Marxismus in Mode gekommen. Völlig falsche Thesen wurden zu Wahrheiten erhoben, zum Beispiel, dass es nicht wichtig sei, dass sich die Völker zu Christus bekehren, Hauptsache sie nehmen die Botschaft der Liebe und des Friedens an, von der auch das Evangelium spreche. Mit anderen Worten: Mission wurde zum Unwort...“.
Und so sei der kirchliche Missionsauftrag „ertränkt“ worden, indem sich jene, die vom marxistischen und Dritte-Welt-Denken gelenkt waren, sich der kirchlichen Missionseinrichtungen bemächtigten und sie zu Entwicklungshilfeprojekten umbauten.
In der Ansprache zur Eröffnung des „Heiligen Jahres“ am 50. Jahrestag des Endes „2. Vatikanischen Konzils“ sagte Franziskus: „An erster Stelle war das Konzil eine … von der Kraft des Geistes gekennzeichnete Begegnung, der seine Kirche drängte, aus der Dürre, die sie viele Jahre lang in sich selbst verschlossen gehalten hatte, herauszukommen, um mit Begeisterung den missionarischen Weg wieder aufzunehmen“ (https://w2.vatican.va/content/francesco/de/homilies/2015/documents/papa-francesco_20151208_giubileo-omelia-apertura.html).
Nardi weist hier mit Recht auf eine Kritik des Vatikanisten Sandro Magister hin, der zu dieser Rede bemerkte: „’Dürre’? ‚Verschlossen gehalten’? … war nicht genau das in den Jahren, den Jahrzehnten und Jahrhunderten vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine wirklich missionarische Kirche, die ‚hinausging‘…?“ (Giuseppe Nardi, a.a.O.). Wo ist diese missionarische Ausrichtung und diese Sorge um die Verkündigung des Evangeliums denn heute geblieben? Ist es nicht umgekehrt erst in den letzten 50 Jahren zu einer Dürre gekommen, in der die „Kirchenvertreter“ die Kirche verschlossen halten und sie hindern, mit Begeisterung den missionarischen Weg wieder aufzunehmen?

Thomas Ehrenberger

 

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